1992

Dr. Gisela Bleibtreu-Ehrenberg

„Die Tabubrecherin“

Fernschreiberin, Telefonistin, Abitur über den zweiten Bildungsweg, Studium der Ethnologie und Soziologie, Religions­wissenschaft und Psychologie in Bonn (Dr. phil., M. A.) – die Ethnologin und Soziologin Gisela Bleibtreu-Ehrenberg hat sich mit dem Thema Homosexualität auseinandergesetzt und weitreichende Publikationen zu diesem Thema ver­öffentlicht.

Nach ihrem Studium war sie Mitglied in verschiedenen politischen Organisationen und hat in Forschungsgruppen wie der Deutschen Gesellschaft zur Förderung Sozial­wissenschaftlicher Sexualforschung mitgewirkt. Ihre Ver­öffentlichung „Tabu Homosexualität – Die Geschichte eines Vorurteils“ von 1978 gilt als Standardwerk für die Bereiche Homophobie und Frauenfeindlichkeit. „Sie plädiert“, schreibt der Fischer Verlag, „für den Abbau der gegen die Homosexualität gerichteten diffusen Vorurteile, die in einer arbeitsteiligen, hochspezialisierten Industriegesellschaft keinerlei sozialen Sinn mehr haben.“

In späteren Veröffentlichungen widmet sich Dr. Gisela Bleibtreu-Ehrenberg Themen wie Pädophilie und AIDS und erforscht sie vor ihrem soziologischen, biologischen und historischen Hintergrund. Sie gehört zu den ersten WissenschaftlerInnen, welche Homosexualität nicht als eine Krankheit ansehen und welche sich für Toleranz und Akzeptanz einsetzen.

Für ihre langjährige Arbeit wird sie 1992 mit dem ersten Rosa-Courage-Preis ausgezeichnet.

1929
geboren in Bonn

60er–Jahre
Studium der Soziologie, Psychologie,
Ethnologie, Philosophie und weiterer Gebiete

1969
Abschlussarbeit zum Magister Artium mit dem Titel „Homosexualität und Transves­tition im Schamanismus“

1970
Dissertation zum Dr. phil. mit dem Titel „Sexuelle Abartigkeit im Urteil der abendländischen Religions-, Geistes- und Rechtsgeschichte im Zusammenhang mit der Gesellschaftsentwicklung“

1978
Tabu Homosexualität – Die Geschichte eines Vorurteils“

1991
„Vom Schmetterling zur Doppelaxt – Die Umwertung von Weiblichkeit in unserer Kultur“

2006
gestorben in Frankfurt am Main