1993
Andreas
Meyer-Hanno
„Mutter Courage“
1932 in Berlin als Sohn einer jüdischen Pianistin und eines kommunistischen Schauspielers geboren, erlebte Andreas Meyer-Hanno schon früh Diskriminierung. Nach seinem Studium wurde er 1959 in Wuppertal als Regieassistent der dortigen Oper engagiert und arbeitete später viele Jahre an zahlreichen Bühnen als Spielleiter und als Regisseur. 1976 wurde er Professor an der Musikhochschule in Frankfurt, wo er bis zu seiner Emeritierung 1993 unterrichtete.
Die Fernsehausstrahlung des Films „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ von Rosa von Praunheim 1973 war, so Meyer-Hanno, der Auslöser seines schwulenpolitischen Engagements. Er schloss sich einer regionalen Schwulengruppe an, wurde Mitglied im Frankfurter Schwulenzentrum, und schließlich gründete er dort mit Freunden das legendäre schwule Theaterensemble „Die Maintöchter“.
Im Freundeskreis liebevoll „Hannchen“ genannt, gründete er 1991 aus seinem Privatvermögen die Hannchen-Mehrzweck-Stiftung, „die größte deutsche Stiftung, die sich für die Emanzipation von Schwulen und Lesben einsetzt“.
Andreas Meyer-Hanno verstarb am 7. September 2006 in Frankfurt.
Aus der Laudatio von Manfred Roth:
„Andreas […] wird unter den Maintöchtern viel öfter zärtlich als auch mit dem gebührenden Respekt ‚Mutter‘ genannt. Als ich zuerst davon hörte, dass er hier mit dem Preis für Rosa Courage ausgezeichnet werden sollte – wer will mir dann die nächstliegende Wortverbindung ‚Mutter Courage‘ verübeln?“
1932
geboren in Berlin
1949–1956
Studium der Musik und Theaterwissenschaft, Promotion
1976–1993
Professor für Musik und Darstellende Kunst an der Universität Frankfurt
1980
Gründungsmitglied des Vereins „Homosexuelle Selbsthilfe“
1991
Gründung und Übertragung seines Vermögens an die von ihm gegründete Hannchen-Mehrzweck-Stiftung
2000
Bundesverdienstkreuz für sein Lebenswerk
2006
gestorben in Frankfurt am Main