1996

Hans Georg Wiedemann

„Ein weiter Weg“

„Wenn kirchliche Erklärungen öffentlich einzelne Menschen oder ganze Menschengruppen diskriminieren, dann ist das nicht nur besonders traurig und empörend, sondern auch unverantwortlich im Blick auf die latent immer vorhandene Gefahr der Mobilisierung aggressiver Vorurteile gegenüber einer Bevölkerungsgruppe.“ So die Anfangsworte eines Leserbriefes von Hans Georg Wiedemann in der „Frankfurter Rundschau“ vom 22.03.1996.

Für seinen unermüdlichen Einsatz in der evangelischen Kirche für die Gleichstellung Homosexueller – Wiedemann engagierte sich u. a. für die Segnung homosexueller Paare – erhielt er den 5. Rosa-Courage-Preis.

Dr. Hans Georg Wiedemann war evangelischer Theologe, Sexualberater und Autor. Nach seinem ersten juristischen Staatsexamen 1961 entschloss er sich für ein Sprach-, Philosophie- und Theologiestudium. Im Anschluss an seine beiden theologisch-kirchlichen Examina 1967 und 1969 folgte bis 1973 seine Promotion in praktischer Theologie.
Neben der Gemeindetätigkeit absolvierte er eine Zusatzausbildung zum Sexualberater, gründete mit anderen die Gruppe „Homosexuelle und Kirche“ (HuK) und die „Elterngruppe homosexuell liebender Söhne und Töchter“.

Die Neue Osnabrücker Zeitung beschreibt seine Dankesrede wie folgt: „So viele kleine Fortschritte es auch bereits gebe, so weit sei jedoch der Weg, der noch zu gehen bleibe.“

Hans-Georg Wiedemann starb 2015 im Alter von 78 Jahren. Der Kirchenkreis Düsseldorf würdigt den Verstorbenen als Menschen, der „Spuren in den Herzen vieler Menschen
hinterlassen“ hat. „Seinen klugen Geist, seine große Neugier auf alles Menschliche und sein ansteckendes Lachen
werden wir nicht vergessen.“

1936
geboren in Berlin

1973-2001
Gemeindepfarrer der Markus-Kirche in Düsseldorf

1993–2007
Wissenschaftlicher Leiter der Internatio­nalen Gesellschaft für Tiefenpsychologie

2001-2007
ehrenamtlicher Beziehungs- und Lebensberater der evangelischen Beratungs­stelle Düsseldorf

2015
gestorben, er hinterlässt eine Frau und vier Kinder