1997
Claudia Schoppmann
„Eine eigene Stimme für lesbische Frauen“
Die Historikerin, wissenschaftliche Autorin und Publizistin
Dr. Claudia Schoppmann erhielt den Rosa-Courage-Preis 1997 für ihre Beiträge zur deutschsprachigen Lesbenforschung. Nachdem sie zunächst damit begann, die lesbische Geschichte aufzuarbeiten, entschloss sie sich, auch die Seite der Schwulen in der Geschichte zu beleuchten, insbesondere in der Zeit des Nationalsozialismus.
Unter anderem hat sie sich so eines Schicksals angenommen, welches fast in Vergessenheit geraten wäre: eine junge Frau, die im KZ-Ravensbrück inhaftiert wurde, weil sie während einer Razzia in einem lesbischen Lokal anwesend war. Mit ihrer Arbeit hat sie tausenden Opfern ein Gesicht gegeben, weit vor den Diskussionen um Gedenkstätten für Opfer der Gewalt gegen Homosexuelle im Dritten Reich.
Dr. Gabriele Mittag würdigte Claudia Schoppmann in ihrer Laudatio für ihre „Hartnäckigkeit und fast preußisch zu nennende Disziplin“: „Es waren eben nicht die Universitäten, die klassischen Einrichtungen zur Erforschung der NS- und Zeitgeschichte, die dich unterstützten und die Bedeutung deiner Forschung erkannten“ (Neue Osnabrücker Zeitung, 01.05.1997).
Aus der Rede von Hans Hengelein:
„Du bist die erste lesbische Wissenschaftlerin und Autorin, die diesen Preis erhält. Dies freut mich umso mehr, als mit Dir eine Wissenschaftlerin geehrt wird, die sich schon mit ihrer Dissertation konsequent einem Thema verschrieben hat, das nach wie vor in der etablierten Wissenschaft kaum Berücksichtigung findet.“
1958
geboren in Stuttgart
1984
Magister-Abschluss des Studiums der Germanistik,
Geschichte und Publizistik in Münster und Berlin (West)
1990
Promotion an der TU Berlin in Neuerer Geschichte über die
„Bekämpfung der (weiblichen) Homosexualität im Dritten Reich“
1997-1998
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Museum Berlin-Charlottenburg
seit 2004
freiberuflich als Historikerin tätig, vor allem für die Gedenkstätte Deutscher Widerstand (Vorbereitung der
Dauerausstellung „Stille Helden“)